Vogel des Jahres 2021: Das Rotkehlchen
Botschafter für mehr Gartenvielfalt
Seit nun schon 50 Jahren küren der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der bayerische Landesbund für Vogelschutz (LBV) den Vogel des Jahres. Anlässlich dieses Jubiläums durfte in diesem Jahr zum ersten Mal die Bevölkerung in Deutschland den Titel innerhalb einer Online-Abstimmung vergeben. Insgesamt haben sich über 455.000 Menschen an der Wahl beteiligt. Weitere Informationen zur Abstimmung über den Vogel des Jahres 2021 finden Sie hier.
Das Rotkehlchen wurde als Botschafter für mehr Gartenvielfalt nun also zum ersten Mal von der Bevölkerung gewählt und ist damit der erste öffentlich gewählte Vogel des Jahres. Insgesamt hat das Rotkehlchen den Titel schon zum zweiten Mal erhalten, denn bereits 1992 war er der Vogel des Jahres.
Zutrauliche Weggefährten
Das Rotkehlchen (Erithacus rubecula) gehört zur Familie der Fliegenschnäpper und ist in Nordafrika, Europa, Kleinasien und auf den Mittelmeerinseln verbreitet. Nach Angaben der Weltnaturschutzunion (IUCN) existieren weltweit ungefähr 150 bis 350 Millionen der kleinen Singvögel, wovon die europäische Brutpopulation mit etwa 75 Prozent den größten Teil ausmacht. Die Populationen im Norden bestehen überwiegend aus Zugvögeln, welche als Kurzstreckenzieher im Winter bis in den etwas wärmeren Mittelmeerraum abwandern. Die Rotkehlchen im Süden bleiben hingegen über Winter.
Mit etwa 4 Millionen Brutpaaren in Deutschland zählt das Rotkehlchen zu den am häufigsten vorkommenden Vögeln und gilt hier aktuell auch als nicht gefährdet. Der kleine Vogel ist vermutlich jedem schon einmal über den Weg gelaufen oder geflogen und deshalb auch ein absoluter Sympathieträger. Gerade auch aufgrund seiner Zutraulichkeit und Unerschrockenheit kommt er größeren Tieren und sogar Menschen auf bis zu 1 Meter nahe, da sich in deren Nähe häufig Nahrung in Form von Insekten befindet.
Rot und unverkennbar
Seinen Namen hat das Rotkehlchen dem orange-rotfarbenen Federkleid um Schnabel und Brust zu verdanken, wodurch es auch sehr einfach zu erkennen ist. Anders als bei vielen anderen Vogelarten (wie z. B. Amseln) unterscheiden sich Weibchen und Männchen optisch nicht voneinander. Der kleine, lebhafte Vogel ist ungefähr 14 cm groß und 16 Gramm leicht. In der Natur können Rotkehlchen 3 bis zu 5 Jahre alt werden.
Sie halten sich gerne in Bodennähe auf und sind oft in Laub- und Mischwälder anzutreffen. Aber auch Gebüsche, Hecken und Unterholz dienen ihnen als Unterschlupf. Somit sind die kleinen Singvögel eigentlich auch in fast jedem Garten zu finden, lediglich karge Gärten mit viel Stein und wenig Vegetation werden von ihnen gemieden. Die Nähe von Gewässern oder feuchten Standorten ist wiederum ein Pluspunkt für die Rotkehlchen.
Gemeinsam nur zur Brutzeit
In der Brutzeit von Anfang April bis Ende Juli sind bei den Rotkehlchen zwei Jahresbruten üblich. In dieser Zeit leben Männchen und Weibchen in der Regel als Paar in einem Revier und verteidigen dieses gemeinsam. Im Winter außerhalb der Brutzeit leben sie hingegen in getrennten Revieren.
Das offene und napfförmige Nest wird zu großen Teilen von den Weibchen gebaut und besteht aus trockenem Laub, Moos, Halmen sowie feinen Wurzeln. Das Innere wird mit Tierhaaren, Pflanzenwolle oder Federn ausgepolstert. Das Nest befindet sich bevorzugt auf dem Boden in Erdlöchern, zwischen Wurzeln, unter Baumstämmen oder auch im Gras, häufig aber auch in dichten Büschen und Sträuchern, hohlen Baumstümpfen, Mauerlöchern und anderen Höhlen.
Ausdauernde Gesangsknaben
Rotkehlchen sind fast das ganze Jahr über aktiv und ihr Gesang ist bereits eine Stunde vor Sonnenaufgang bis in die Abenddämmerung hinein zu hören. Die einzige Ausnahme und Gesangspause ist die Mauserzeit der Vögel, die zwischen Anfang Juni und Ende September stattfindet. Im Gegensatz zu vielen anderen Singvögeln können nicht nur die männlichen Rotkehlchen singen, auch die Weibchen haben diese Fähigkeit. Mit bereits bis zu 275 nachgewiesenen, unterschiedlichen Motiven haben Rotkehlchen einen sehr variablen Gesang, der trotz der kleinen Körpergröße sehr laut ist. Einerseits können sie damit andere Vögel übertönen, andererseits aber auch Rivalen in die Flucht schlagen.
Baden muss sein!
Eine Vorliebe von Rotkehlchen ist das Baden, wobei die Jahreszeit und das Wetter für sie keine Rolle spielen. Als Badewanne können dabei tau- oder regennasse Blätter, flache Ufer oder Vogeltränken und im Winter notfalls sogar Eisflächen dienen.
Zu den Vorlieben in der Ernährung zählen bei den Rotkehlchen, welche zu den Weichfutterfressern gehören, hauptsächlich tierische, proteinreiche Nahrungsquellen, wie Insekten und deren Larven, kleine Spinnen, Würmer oder Schnecken. Im Sommer und Herbst ernähren sie sich dann zusätzlich mit pflanzlichen Erzeugnissen, wie Früchte und weiche Samen.